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Für US-Skirennläuferin Mikaela Shiffrin fand die WM im Januar 2023 zum falschen Zeitpunkt statt. Da sie unter Menstruationsbeschwerden litt, konnte sie ihre Leistung nicht wie gewohnt abrufen, erklärte sie später auf einer Pressekonferenz. Schwankungen in Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit – bis zu einem gewissen Grad kennt das wohl jede Frau, die regelmäßig ihre Periode hat. Eine Last. Oder?

„Die Regulation des weiblichen Zyklus ist großartig“, sagt Dr. Maren Goeckenjan, Frauenärztin mit Schwerpunkt Reproduktion am Uniklinikum Dresden. Bei gesunden Frauen, die nicht die Pille nehmen, läuft der Zyklus immer in den gleichen Phasen ab. Wer versteht, was genau in welcher Phase des Zyklus im Körper passiert, wird mit einem besseren Körpergefühl belohnt.

„Wenn eine Frau weiß, warum sie gerade mehr Ausfluss hat oder wieso der Bauch so aufgebläht ist, kann sie das besser akzeptieren“, so Goeckenjan. Natürlich nervt es, wenn die Periode genau zum falschen Zeitpunkt einsetzt. „Aber es ist auch etwas Schönes, der Grund, warum wir existieren“ – so sieht es Ski-Athletin Shiffrin. Den Zyklus annehmen: Das geht besser, wenn man versteht, wie er tickt.

Aber es ist auch etwas Schönes, der Grund, warum wir existieren

Menstruationsphase – die Ruhephase

Der erste Tag der Blutung zählt als der erste Tag des neuen Zyklus. Drei bis acht Tage lang wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen. Dazu ziehen sich die Muskeln der Gebärmutter zusammen. Das kann richtig unangenehm sein. Vielen Frauen hilft vorbeugend ruhige Bewegung wie Spazierengehen oder sanftes Yoga. Sind die Schmerzen bereits da, dann Wärme und Ruhe.

„Das Hormon Östrogen steigt langsam an und sorgt dafür, dass die Blutung nach einigen Tagen wieder aufhört“, erklärt Frauenärztin Goeckenjan. Auch die Münchner Ärztin Dr. Jessica Kirstein berät Frauen, wie sie im Einklang mit den verschiedenen Phasen leben können: „Während der Menstruation einen Gang runterschalten und dem Körper Ruhe gönnen.“

Follikelphase – die Wohlfühlphase

„Nach der Blutung kommt die Wohlfühlphase des weiblichen Zyklus“, sagt Goeckenjan: Viele Frauen sprühen an diesen Tagen vor Energie und Tatendrang. Diese Phase ist eine gute Zeit, um beruflich ein neues Projekt zu starten oder sportliche Ziele zu verfolgen.

„Der hohe Östrogengehalt im Blut ist gut für den Muskelaufbau“, erklärt Zyklus-Beraterin Kirstein. Genau genommen gehört auch schon die Menstruation zur Follikelphase. Wie lange diese Phase dauert, ist individuell verschieden. Durchschnittlich dauert sie zehn bis 14 Tage. In dieser Zeit reifen die Follikel in den Eierstöcken heran.Wichtig: Der Zyklus wird noch durch viele weitere Faktoren beeinflusst. Was genau jeder Frau wann guttut, ist sehr individuell.

Ovulationsphase – die Fruchtbarkeitsphase

In den Tagen um den Eisprung herum wirken Frauen am attraktivsten auf Männer. Laut einer Studie bekamen Striptease-Tänzerinnen während der Ovulationsphase etwa 150 Dollar mehr Trinkgeld als an den restlichen Tagen des Zyklus. Biologisch macht das Sinn: Die Ovulation, also der Eisprung, markiert einen Höhepunkt im Zyklus. Die Eizelle, die seit Tag eins in einem der Eierstöcke heranreift, ist nun bereit für die Befruchtung.

„Manche Frauen spüren den Eisprung direkt. Das kann sich als Ziehen in einem der Eierstöcke äußern und dauert etwa einen Tag lang an“, erklärt Goeckenjan. Der Körper ist theoretisch bereit für eine Schwangerschaft, jetzt wäre der beste Zeitpunkt für Geschlechtsverkehr – bei vielen Frauen ist die Libido dann stärker ausgeprägt. „Auch der vermehrte glasige Zervixschleim ist ein typisches Zeichen der Fruchtbarkeit“, erklärt die Gynäkologin. „Die Vagina ist feuchter, die Brüste sind praller – das ist alles Hormonwirkung.“

Die positive Ausstrahlung lässt sich nicht nur für eine mögliche Schwangerschaft nutzen: Gehaltsverhandlungen, Präsentationen, erste Dates, Zweisamkeit mit Partner oder Partnerin auch ohne Kinderwunsch, Krafttraining oder andere sehr fordernde Sporteinheiten: Die Ovulationsphase ist mit einiger Wahrscheinlichkeit der beste Zeitpunkt im Zyklus hierfür.

Lutealphase – die Entspannungsphase

Eine gute Möglichkeit, um ein Gespür für den Zyklus zu bekommen, ist die Temperaturmessung. Kurz nach dem Eisprung steigt die Körpertemperatur um mindestens 0,2 Grad an und bleibt ein paar Tage erhöht. Das markiert auch den Beginn der Lutealphase. Das Östrogen im Blut sinkt ab, jetzt wird vermehrt das Hormon Progesteron produziert. Wenn in den nächsten zwölf bis 14 Tagen eine Schwangerschaft eintritt, bleibt der Progesteronspiegel erhöht. Falls nicht, dann fällt er nach zwei Wochen wieder ab und die Menstruation setzt ein.

„Die meisten Frauen haben jetzt nicht mehr so viel Energie wie vor dem Eisprung“, so Jessica Kirstein. Sie rät ihren Klientinnen in der Lutealphase eher zu Ausdauersport, Dehnübungen und Yoga: „Das Progesteron sorgt dafür, dass sich die Muskulatur im ganzen Körper entspannt.“

PMS, also das prä-menstruelle Syndrom, tritt bei manchen Frauen während der Lutealphase auf. „Ihnen kann es dann richtig schlecht gehen“, sagt Goeckenjan. Das liege häufig daran, dass die Geschlechtshormone aus dem Gleichgewicht geraten: „Oft trifft es besonders Frauen, die unter viel Stress stehen. Die Hormonwirkung lässt sich am Körper ablesen – auch wenn etwas nicht stimmt.“ Wer leidet, sollte sich bei Ärztin oder Arzt Hilfe holen.